EDITORIAL 3
A
ls „D er D rei-M illiarden-D ollar-
D eal“ w urde die kürzliche Ü ber-
n a h m e des in sb e so n d e re bei
Jugendlichen beliebten und nahezu kul-
tisch verehrten K opfröreranbieters Beats
by Dr. D re in ausführlichen A rtikeln der
Tages- u n d W irtschaftspresse gem eldet.
Bemerkenswert, finden M eldungen, die in
irgendeiner Form m it U nterhaltungselek-
tro n ik zu tu n haben, doch in aller Regel
keinen Einzug in die Schlagzeilen jenseits
der H iFi-Presse.
D och w ar diese A kquisition der Kali-
fo rn ie r n u r d e r vorläufige H ö h ep u n k t
einer leisen, aber stetigen Entw icklung,
die aufm erksam e B eobachter seit Jahren
verfolgen: Das Interesse in tern atio n aler
K onzerne u n d Investoren an bislang p ri-
vat geführten U nternehm en im HiFi- und
H ighE nd-B ereich steigt kontinuierlich.
Z u den ersten gro ß en T ransaktionen
g eh ö rte dabei d er V erk au f des se in er-
zeit ziem lich am B oden liegenden b ri-
tischen H erstellers KEF d u rch den ch i-
nesischen B atteriegiganten G P, in d en
seith er viel G eld geflossen ist, u m ih n
dauerhaft w ettbew erbsfähig zu m achen.
Seit dem Jahr 2007 erw arb eine Investo-
rengruppe solch traditionsreiche U n ter-
n ehm en wie A udio Research, M cIntosh,
Sonus Faber oder W adia, um sie fortan
unter dem D ach der Fine Sounds-G ruppe
w eltweit verm arkten zu können.
Es wird investiert
A u f externes K apital u n d d en w irt-
schaftlichen S achverstand ein er G ro ß -
b a n k verlassen sich m ittlerw eile einige
b erü h m te N am en der H iFi-G eschichte,
d aru n ter Focal u n d N aim , die im Jahre
2011 fu sio n ie rten , o d e r D e n o n u n d
M arantz, deren zu n eh m en d e V erflech-
tu n g in F o rsc h u n g u n d E n tw ick lu n g
einerseits G eld sp art, an d ererseits die
M arketingspezialisten vor im m er größere
A ufgaben stellt, um die jeweiligen M ar-
kenprofile zu erhalten und zu schärfen.
W ie die lan g fristig en S trateg ien d er
L enker aussehen, en tzieh t sich n a tu r-
g em äß u n se re r K en n tn is, ab er n a tü r-
lich w ollen Investoren G eld verdienen.
A pple hat bereits angekündigt, eine neue
K o p frö rersch n ittstelle in d er n ächsten
iP h o n e-G en eratio n zu verw enden. D ie
d an n von an d eren K o p frö reran b ietern
zu za h len d en L izenzgebühren w ü rd en
A pple einen kleinen Teil der gewaltigen
Investition zurück in die Kassen spülen
u n d sollen den V erkauf neuer, m öglichst
der eigenen H örer beflügeln. O ffensicht-
lich will da jem an d seine K unden für die
Refinanzierung blu ten lassen.
A nderenorts scheint sich hingegen auch
für die K unden m ancher V orteil aus den
neuen K onstellationen zu ergeben: Sonus
F aber-L autsprecher sind heute schon ab
wenigen H undert Euro erhältlich, zugleich
konnte die E ntw icklungsabteilung T ech-
nologieträger entwickeln, ohne Rücksicht
au f die K osten neh m en zu m üssen. Ä h n -
lich bei N aim , über Jahrzehnte gerühm t
für m o derat gepreiste, sehr m usikalische
G eräte, wo m an m it der „S tatem ent“-Se-
rie in sechsstellige Preisgefilde entrückt,
zugleich aber per „M uso“ die N eudefini-
tio n der K om paktanlage wagt, die preis-
lich bodenständig ist und ein junges P ub-
likum an die hochw ertige M usikw ieder-
gabe heran fü h ren soll.
W ichtiger als die Eigentum sverhältnisse
scheint also letztlich das glückliche H änd-
chen der Strategen zu sein, einerseits den
M arkenkern zu erhalten und andererseits
m it zeitgem äßen P rodukten dafür zu sor-
gen, dass der Bekanntheitsgrad ihrer M ar-
ken bei bisherigen H iFi-K ostverächtern
einen guten K lang bekom m t.
Solange die M arkenidentität n icht zur
bloßen H ülle verkom m t u n d n u r b eh u t-
sam w eiterentw ickelt w ird, kan n es den
K unden m ein er A nsicht n ach ziem lich
egal sein, w er im H in terg ru n d die Fäden
zieht. Zuw eilen entstehen dabei ja offen-
sichtlich höchst interessante Produkte für
eine große K äuferschicht.
8/2014 STEREO 3